Knackt es in der Hüfte? Alles Wissenswerte zur internen schnappenden Hüfte

Ein Knacken in der Hüfte kann viele Fragen aufwerfen: Ist es harmlos oder steckt eine ernsthafte Ursache dahinter? In diesem Artikel erfährst du, warum es in der Leistengegend knacken kann, worin sich die interne und externe schnappende Hüfte unterscheiden und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, um Schmerzen zu lindern und Beweglichkeit zurückzugewinnen.

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Letztes Update:
2025-03-19
Von:
Yasar Basylev
Physiotherapeutin (B.Sc.)
Geschäftsführerin

Knackt es in der Hüfte? Alles Wissenswerte zur internen schnappenden Hüfte

Du spürst ein Knacken oder hörbares Schnappen in der Leistengegend? Oft taucht die Frage auf, ob das problematisch ist. Doch häufig steckt dahinter schlicht das sogenannte Schnapphüftsyndrom - ein Phänomen, bei dem Sehnen im Hüftgelenk an knöchernen Strukturen vorbeispringen. Besonders häufig zeigt sich die interne schnappende Hüfte, auch Coxa saltans interna genannt. Sie wird gern als Hüftschnappen oder „knacken in der Hüfte“ bezeichnet. Daneben existiert eine externe schnappende Hüfte (externes Schnapphüftsyndrom) mit einem anderen Entstehungsmechanismus. Im Folgenden beleuchten wir die Ursachen, Symptome und Therapiemöglichkeiten, damit du einen guten Überblick bekommst.

Was ist die interne schnappende Hüfte?

Unter einer internen schnappenden Hüfte versteht man das rasche Gleiten der Iliopsoas-Sehne (Hüftbeuger) über Vorsprünge im vorderen Hüftbereich (Gomez-Hoyos et al., 2021). Das kann ein kräftiges Schnappen auslösen, zuweilen begleitet von Leistenschmerzen. Viele bemerken es vor allem beim Aufstehen aus dem Sitzen oder bei sportlichen Aktivitäten. Wer darunter leidet, beschreibt oft eine federnde Bewegung der Sehne tief im Gelenk.

Diese Form wird auch Coxa saltans interna genannt. Manche Betroffene hören nur ein kurzes „Klicken“, andere fühlen ein hartnäckiges Springen. Gelegentlich treten Schmerzen oder ein Druckgefühl in der Leiste auf.

Warum schnackt es in der Hüfte – und was ist der Auslöser?

Das laute „Knacken“ entsteht meist, wenn die Iliopsoas-Sehne beim Wechsel zwischen Hüftbeugung und -streckung über anatomische Strukturen rutscht (Audenaert et al., 2020). Häufig spielen große Bewegungsumfänge eine Rolle – zum Beispiel beim Tanzen oder Fußballsprint. Wer von einem Femoroacetabulären Impingement (FAI) betroffen ist, kann zusätzliche knöcherne Veränderungen aufweisen, welche das Schnappen begünstigen (Battaglia et al., 2016).

Schnelle, wiederkehrende Hüftbewegungen können die Sehne immer wieder an derselben Stelle aufreiben. Sobald diese „festsitzt“ und mit Schwung löst, ist das Schnappgeräusch unüberhörbar.

Welche Anzeichen sprechen für eine interne schnappende Hüfte?

Betroffene berichten häufig von einem federnden Gefühl vorn in der Hüftgegend, manchmal mit hörbarem Geräusch. Dieses Schnappen taucht vor allem bei Rotation oder schnellem Strecken des Beins auf. Wenn es schmerzhaft wird, kann es Alltagsaktivitäten einschränken (Lee et al., 2013). Manchmal nur ein kurzer Ruck, der kaum stört. In anderen Fällen zieht es deutlich in der Leiste, besonders beim Aufstehen, Treppensteigen oder sportlichen Bewegungen. Meist spürt man das Schnappen bei Kombinationen aus Hüftbeugung-Abspreizen-Auswärtsdrehung, gefolgt von Streckung und Einwärtsdrehung. Sobald die Sehne abrupt über einen Knochenvorsprung gleitet, kann man es sogar mit der Hand an der Hüfte fühlen.

Was unterscheidet interne von externer schnappender Hüfte?

Die externe schnappende Hüfte (externes Schnapphüftsyndrom) tritt seitlich am Oberschenkelknochen auf, wenn das Iliotibialband (IT-Band) über den großen Rollhügel rutscht (Lin et al., 2021).

  • Intern: Iliopsoas-Sehne rutscht vorn über Knochenvorsprünge.
  • Extern: IT-Band schnellt außen über den Trochanter major.

Unterschied zwischen Iliopsoas-Schnappen und IT-Band-Schnappen

Das vordere Schnappen (Iliopsoas) macht sich eher in der Leiste bemerkbar. Das seitliche (IT-Band) ist an der Außenseite fühlbar.

Wie wird eine interne schnappende Hüfte diagnostiziert?

Mediziner oder Therapeuten klopfen erst die Geschichte ab: Wann tritt das Schnappen auf, wie fühlt es sich an, wie lang besteht das Problem? Danach überprüfen sie Bewegungsmuster und ertasten die Hüfte. Bildgebende Verfahren helfen, andere Ursachen auszuschließen (Bakhsh et al., 2019).

  • Röntgen: Zeigt knöcherne Veränderungen.
  • MRT: Spürt Sehnenschäden oder Entzündungen auf.
  • Dynamischer Ultraschall: Zeigt das Schnappen live und ist besonders bei Verdacht auf Coxa saltans interna nützlich.

Oft gilt eine Kombination aus MRT und Ultraschall als sehr hilfreich, um sowohl die Sehne als auch umliegende Strukturen darzustellen (Bakhsh et al., 2019).

Welche Übungen helfen gegen die interne schnappende Hüfte?

Hier lohnt sich ein genauer Blick in die konservative Therapie, die mindestens 6 bis 12 Wochen dauern sollte. Sie folgt häufig einem impairmentbasierten Ansatz. Das bedeutet, dass man sich an den konkreten Problemen orientiert, die beim Betroffenen im Vordergrund stehen.

1. Mobilisation und Kräftigung der Hüftflexoren

Eine zu feste oder überreizte Hüftbeugersehne kann man schonend entlasten. Dehnpositionen im Ausfallschritt sind ein Klassiker:

  • Ausfallschritt: Oberkörper aufrecht, vorderes Bein leicht gebeugt, Po anspannen. Das Becken aktiv nach vorn schieben, aber nicht ins Hohlkreuz fallen.
  • Kräftigung: Statt nur zu dehnen, darf man die Hüftbeuger auch trainieren, etwa mit kontrollierten Beugeübungen gegen leichten Widerstand. Bei Beschwerden eher vorsichtig steigern.

2. Aktivierung der Hüftstabilisatoren (Glutealmuskulatur)

Wer zur Instabilität neigt, profitiert von Übungen, die Po- und Hüftmuskeln stärker einbeziehen. Die Gluteus-Gruppe stabilisiert das Becken und wirkt sich positiv auf die Lauf- und Sprungmechanik aus. Beispiele:

  • Beckenheben (Bridging): Rückenlage, Füße aufgestellt, Becken heben und senken, dabei das Gesäß anspannen.
  • Seitlicher Hüftstütz: Oberkörper auf dem Unterarm abstützen, Becken anheben, kurze Haltephase.

3. Haltungskorrektur (LWS/Beckenstellung)

Eine unvorteilhafte Beckenposition kann das Schnappen begünstigen. Übungsprogramme, die eine gesunde Ausrichtung der Lendenwirbelsäule fördern, bringen oft Erleichterung. Ein bewusster Stand (ohne ins Hohlkreuz zu kippen) und gezieltes Training der Rumpfmuskulatur ist hier hilfreich.

4. Neuromuskuläre Kontrolle in der Dynamik

Wer beim Springen oder schnellen Richtungswechsel seine Beinachse schlecht steuert, überlastet einzelne Strukturen. Daher werden koordinative Elemente eingebaut:

  • Beinachsentraining: Landetechnik üben (gerade Knie, stabile Hüfte).
  • Balance-Übungen: Einbeinstand auf instabilen Unterlagen (zum Beispiel Airex-Pad) schult die Muskeln rund ums Hüftgelenk.

5. Medikamente und Injektionen

Begleitend können entzündungshemmende Mittel Schmerzen dämpfen. Einige Ärzte spritzen auch Lokalanästhetika, um die gereizte Region zu beruhigen. Das ersetzt jedoch nicht ein gezieltes Bewegungsprogramm.

6. Modifikation auslösender Bewegungen / Technikoptimierung

Manchmal genügen kleine Veränderungen im Trainingsablauf, um das Schnappen zu reduzieren. Das kann eine optimierte Lauftechnik sein oder ein angepasster Schritt/Fußposition beim Tanzen. Eine sportartspezifische Beratung lohnt sich.

Wann ist eine Operation bei Hüftschnappen sinnvoll?

Wenn nach intensiver konservativer Betreuung weiterhin starke Schmerzen bestehen, lässt sich eine operative Lösung ins Auge fassen. Fachleute führen gelegentlich eine Tenotomie durch, bei der Teile der Iliopsoas-Sehne gelöst werden, um das ständige Reiben zu verhindern (Gomez-Hoyos et al., 2015). Mitunter kommt eine Hüftarthroskopie in Betracht. Dabei können gleichzeitig andere Probleme wie Labrumschäden oder FAI (Femoroacetabuläres Impingement) korrigiert werden.

Wann ist eine Tenotomie des Iliopsoas sinnvoll?

Üblicherweise, wenn die Sehne chronisch gereizt ist und konservative Ansätze nicht greifen (Gomez-Hoyos et al., 2015).

Erfahrungen mit Hüftarthroskopie bei interner schnappender Hüfte

Durch das minimalinvasive Verfahren wird oft eine verkürzte Genesungszeit erhofft und man kann weitere Auffälligkeiten direkt behandeln.

Wie vermeide ich erneutes Schnappen und wie ist die Prognose?

Viele kommen mit einem guten Trainingsplan und gezielter Physiotherapie ohne Eingriff zurecht. Ein elastischer Hüftbeuger und kräftige Stützmuskulatur sind nützlich, um ständige Reibungen zu unterbinden (Philippon et al., 2014).

Wie vermeide ich erneutes Knacken in der Hüfte?

Regelmäßige Kräftigungs- und Dehnübungen beibehalten, allzu einseitige Bewegungen vermeiden und beim Sport auf gute Technik achten.

Tipps für Rückfallprävention nach Hüftoperation

Ein passendes Rehabilitationsprogramm baut Muskeln in einem sinnvollen Zeitrahmen auf. Ruckartiges Hochleistungs-Training direkt nach dem Eingriff sollte man meiden, damit alles gutverheilen kann.

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Referenzen

Audenaert, E.A., Khanduja, V., Claes, P. et al. (2020)
„Mechanics of psoas tendon snapping: a virtual population study“, Frontiers in Bioengineering and Biotechnology, doi: 10.3389/fbioe.2020.00264.

Bakhsh, W., Childs, S., Kenney, R. et al. (2019)
„Iliopsoas snapping hip: improving the diagnostic value of magnetic resonance imaging with a novel parameter“, Skeletal Radiology, 48, S. 889.

Battaglia, P.J., D’Angelo, K., Kettner, N.W. et al. (2016)
„Posterior, lateral, and anterior hip pain due to musculoskeletal origin: a narrative literature review of history, physical examination, and diagnostic imaging“, Journal of Chiropractic Medicine, 15, S. 281.

Gomez-Hoyos, J., Schröder, R., Palmer, I.J. et al. (2015)
„Iliopsoas tendon insertion footprint with surgical implications in lesser trochanterplasty for treating ischiofemoral impingement: an anatomic study“, Journal of Hip Preservation Surgery, 2, S. 385.

Gomez-Hoyos, J., Marquez, W.H., Gallo, J.A. et al. (2021)
„Iliopsoas muscle/tendon properties at three levels of described arthroscopic tenotomy: an anatomic study in fresh cadaveric specimens“, Arthroscopy, Sports Medicine, and Rehabilitation, 3, e297.

Lee, K.S., Rosas, H.G., Phancao, J.P. (2013)
„Snapping hip: imaging and treatment“, Seminars in Musculoskeletal Radiology, 17, S. 286.

Lin, B., Bartlett, J., Lloyd, T.D. et al. (2021)
„Multiple iliopsoas tendons: a cadaveric study and treatment implications for internal snapping hip syndrome“, Archives of Orthopaedic and Trauma Surgery, doi: 10.1007/s00402-021-04009-5.

Philippon, M.J., Devitt, B.M., Campbell, K.J. et al. (2014)
„Anatomic variance of the iliopsoas tendon“, The American Journal of Sports Medicine, 42, S. 807.

Für Ihr Notizbuch

Was unterscheidet die Coxa saltans interna von einer externen Schnapphüfte?

Beim internen Schnappen schnalzt die Iliopsoas-Sehne über vordere Knochenflächen. Externes Schnappen entsteht durch das IT-Band, das außen über den großen Rollhügel gleitet.

Woran erkenne ich eine interne schnappende Hüfte?

Oft spürbares Springen oder Knacken in der Leiste, besonders bei Wechsel von Hüftbeugung in Streckung mit Rotation.

Welche Untersuchungen werden bei Verdacht auf Hüftschnappen durchgeführt?

Meist erst ein klinischer Test, dazu Röntgen, MRT oder dynamischer Ultraschall, um das Phänomen sichtbar zu machen.

Welche Übungen helfen gegen das Schnappen im Hüftgelenk?

Im Wesentlichen ein Programm über mindestens 6–12 Wochen mit Hüftbeuger-Dehnung, Kräftigung der Hüftstabilisatoren (besonders Gesäßmuskeln), Korrektur von Haltung und Gangbild sowie gezieltem Koordinationstraining.

Wann ist eine OP beim Schnapphüftsyndrom sinnvoll?

Bei hartnäckigen Beschwerden, die trotz konservativer Maßnahmen nicht weichen. Dann kann eine operative Maßnahme (zum Beispiel Tenotomie) hilfreich sein.

Kann man das Schnappen komplett loswerden?

In vielen Fällen ja, vor allem mit Bewegungstraining und sinnvoller Belastungssteuerung. Wer langfristig am Ball bleibt, hat häufig gute Aussichten.

Geschrieben von:
Yasar Basylev
Physiotherapeutin (B.Sc.) Manualtherapeutin Geschäftsführerin der Skava Physio GmbH.